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Hunger & Appetit: Essen kann ich eigentlich immer

Hunger und Appetit sind natürlich nicht die einzigen Gründe zu essen: während ich tatsächlich Leute kenne, die nur essen, wenn sie hungrig sind, gibt es – zumindest bei mir – noch ganz andere Gründe. Essen kann ich eigentlich immer. Ich esse unglaublich gerne….

Das ist als Diabetiker nicht unbedingt ein Vorteil!

«Eat what you need. Don’t eat a lot of it. And don’t eat it when you shouldn’t.»
[Iss, was Du brauchst. Iss nicht zuviel davon. Und iss es nicht, wenn Du nicht essen sollst].

Chuck Eichten (selber Typ 1 Diabetiker)

Gründe fürs Essen

Wir haben offenbar viele kulturell bedingte Gründe fürs Essen: Diese Situationen, in denen automatisch etwas geknabbert, geschnaust und/oder genossen wird, werden «Essensanker» genannt. Dies können liebgewonnene (oder blöde) Gewohnheiten sein, wie ein Keks zum Kaffee, ein Stück Schokolade nach dem Essen, Chips vor dem Fernseher, aber auch soziale Situationen wie Apéros, Kaffeekränzchen usw. Also Situationen bei denen nicht aufgrund von Hunger gegessen wird. Ich selber trete oft den Fettnapf des Höflichkeitsessens: jemand hat einen Kuchen gebacken, präsentiert den stolz, und es wäre fast «unhöflich», nicht davon zu probieren. Oder man ist eingeladen und wird vom Gastgeber genötigt, wenigstens eine kleine Portion Dessert (“…das darfst Du doch aber als Diabetikerin schon, oder?”) zu nehmen, da es ja extra wegen mir mit «weniger» Zucker zubereitet wurde. Gut gemeint, danke.

Hunger- und Sättigungsgefühl beim Diabetiker

Hunger- und Sättigungsgefühle funktionieren bei Diabetiker*innen aufgrund der hormonellen Erkrankung oft nicht einwandfrei. Appetit ist die Motivation zu essen und Sättigung das Signal, damit aufzuhören. Beide dieser Zustände werden über komplexe (hormonelle) Schaltkreise im Gehirn und im ganzen Körper gesteuert. Dazu aber später mehr.

Allerdings gibt es im Bezug auf die Sättigung noch weitere Mechanismen, die sogenannten Mechanorezeptoren, die eine Änderung im Organvolumen anzeigen. Solche Sensoren haben wir in verschiedenen Organen, deren Volumina sich teilweise innerhalb von Sekunden (Lunge), Minuten (Magen / Darmtrakt) oder Stunden (Blase) ändern. Im Magen sind diese Dehn-Sensoren in der Magenwand angeordnet und erkennen, wenn sich der Magen füllt und sich seine Wand ausdehnt. Diese Information wird ans Gehirn geleitet, dort verarbeitet und resultiert einerseits in der Wahrnehmung von Sättigung (oder Übelkeit), andererseits werden weitere Signale weitergegeben, die die Verdauung aktivieren und den Appetit hemmen.1

Pflanzenbasierte Fresssäcke

Auch als Fresssack ist man natürlich mit einer nahrungsfaserreichen pflanzenbasierten Ernährung gut bedient! Pflanzen, vorzugsweise nicht oder nur leicht verarbeitet, haben oft eine niedrige Kaloriendichte: die Portionen, die man essen kann, sind gross und für mich als Fresssack sehr angenehm. Ausserdem machen sie durch die vielen Fasern auch lange satt und zufrieden.

Auch wenn ich mich leider selten darauf verlassen kann, haben wir glücklicherweise aber auch noch unser rationales Gehirn und könn(t)en uns willentlich daran erinnern, dass wir aufhören zu essen, bevor einem der Bauch weh tut. Und dass wir sicher nicht aus Höflichkeit Sachen essen, die wir weder essen sollen noch wollen. Zudem können wir auch als Diabetiker*innen mit angeknackstem Sättigungsgefühl auf unseren Körper und Kopf hören können und abschätzen, ob wir jetzt wirklich aus Hunger, Langeweile, Frust, Stress oder sonstigen Gründen essen sollten….

Literaturangaben:
1. Umans BD, Liberles SD. Neural Sensing of Organ Volume. Trends Neurosci. 2018;41(12):911-924. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30143276/

1 Gedanke zu „Hunger & Appetit: Essen kann ich eigentlich immer“

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