Freitag-Abende waren dafür prädestiniert: beide sind erschöpft von der Woche, aber gewillt, das Beste aus dem Wochenende zu machen. So versucht man bereits zu planen oder noch was auszudiskutieren, und zack, es gibt Streit oder man versackt nach einem Glas Wein und sinnfreien Snacks noch stundenlang vor der Glotze.
Zombie-Nights!
Vor langer Zeit hatte eine meiner Freundinnen solche Abende «Zombie-nights» genannt. Abende, an denen gar nichts mehr geht. Man ist nur noch müde, die Laune ist im Eimer und man keift schlussendlich auch noch seinen Liebsten an. (Der, vermutlich auch müde, dann grosszügig zurückkeift). Mein Mann und ich mussten lachen, das waren unsere typischen Freitagabende! Zu müde von der Woche für irgendwas, aber trotzdem schon in Wochenendstimmung mit dem Gefühl, die Zeit noch speziell geniessen zu müssen.
Seitdem wir uns vorgenommen haben, freitags einfach nichts abzumachen, keine Pläne zu schmieden und schon gar keine heiklen Sachen zu besprechen, rutschen wir meist sehr gut ins Wochenende.
Wie war das mit dem Energiemanagement?
Für den Ladestatus meines Elektroautos habe ich gelernt, dass die Batterieladung nicht unter 20% fallen sollte. Auch mein Handy stecke ich spätestens dann auf die Ladestation, wenn nur noch ein Balken, bzw. ein roter Balken erscheint. Selten passiert es mir, dass eines der Geräte einfach abstellt, weil ich nicht auf den Ladestatus geachtet habe. Bei meiner eigenen Energie passiert mir das doch ab und zu. Ich bin manchmal abends so erschöpft, dass ich mich kaum mehr Bett-fein machen mag, dass ich noch rumhänge, obwohl ich tatsächlich todmüde bin.
Eigentlich bin ich als Diabetikerin auf meinen Energielevel sensibilisiert. Wenn ich sehr müde werde oder mich nicht mehr konzentrieren kann, stimmt oft etwas mit meinem Blutzucker nicht. Wenn ich schlecht oder zu wenig geschlafen habe, ist mein Blutzucker wegen verstärkter Insulinresistenz oft den ganzen Tag zu hoch, was mich zusätzlich müde macht. Ein Teufelskreis den ich zu vermeiden suche. Einer der Gründe, dass ich sehr auf meinen Kräftehaushalt achte.
Bin ich aber bei gutem Blutzucker zu sehr erschöpft, gibt es bei mir meist zwei Gründe.
1. Grund: zu viel gearbeitet
Erstens, manchmal arbeite ich einfach zu viel. Was «zu viel» ist, lässt sich oft nicht in Stunden ausdrücken. Als Tierärztin bin ich sehr lange Tage gewohnt, gearbeitet wird oft, bis fertig ist. Obwohl die Arbeit in der Klinik körperlich anstrengender ist, sind es nicht spezifisch diese Tage, die mich erschöpfen. Manchmal ist es fast kräftezehrender, mir an einem Forschungsgesuch die Zähne auszubeissen. Gerade bei Forschungsfragen verliere ich oft das Gefühl für Zeit und Raum. Es kann gut sein, dass ein halber Tag vorübergeht und ich den Eindruck habe, mich erst gerade hingesetzt zu haben.
Solche Tage sind wunderbar, ich war dann im «Flow», ein Zustand, der durch tiefe Konzentration gekennzeichnet ist. Da das Gehirn aber so viel Energie braucht, sind auch solche Zustände erschöpfend und brauchen «Energie» und Erholungsphasen. Solche Tage liebe ich, auch wenn man mich abends wie einen Besen in die Ecke stellen kann. Davon erhole ich mich auch rasch wieder, eine Mütze voll Schlaf reicht da aus.
2. Grund: Energievampire
Es gibt aber einen weiteren Grund für unnötige Erschöpfung, und diesem versuche ich aus dem Weg zu gehen. Es sind die Energievampire. Wer kennt sie nicht? Die Kollegen, die einen mit ihren Problemen zulabern, für die alles ein Drama ist. Leute, die ständig jammern, meist viel zu viel Stress haben, die glauben, immer zu kurz zu kommen. Oder Personen, denen man es nie recht machen kann, die das Glas immer nur halb voll sehen.
Mich von solchen Personen abzugrenzen, fällt mir manchmal schwer. Ich bin oft zu höflich, um nicht zuzuhören, wenn jemand jammert. Automatisch versuche ich Tipps zu geben, wie sie aus ihrer Misere kommen könnten. Bei Personen, denen man es eigentlich nie recht machen kann, versuche ich es manchmal erst recht. Ich versuche sie in ein (für sie) interessantes Gespräch zu verwickeln, mache Komplimente und streue positiven Sternenstaub um mich. Dies ist komplett sinnlos, denn solche Personen sind charakterschwach und oft machthungrig, und spielen damit, dass man es ihnen nie recht machen kann. Das raubt mir sinnlos Zeit, Energie und manchmal sogar meine gewöhnlich gute Laune.
Wie man mit Energievampiren umgeht
Dandapani, ein ehemaliger Mönch und Unternehmer, empfiehlt, Energievampire gnadenlos aus seinem Leben zu entfernen. Ihnen bestenfalls mit «liebevoller Distanz» zu begegnen. Sich nicht mit ihnen in Gespräche einzulassen, ihnen keine Tipps zu geben und auch im Anschluss an eine Begegnung nicht mehr an sie zu denken. Ihnen einfach einen schönen Tag zu wünschen und weiterzugehen. Oder zu versuchen, ihnen gar nicht erst über den Weg zu laufen.
Darin will ich mich in Zukunft besser üben. Ich bin absolut bereit, mir da sehr viel Mühe zu geben. Denn ich will meine Energie da einsetzen können, wo es mir Freude macht!